Christian Frey (Chief Commercial Officer): Wir haben wirklich ein tolles Jahr gehabt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben richtig angepackt. Das Neugeschäft hat deutlich zugelegt, wir hatten Bestwerte im Retail und in der Händlerfinanzierung ein Plus von 40 Prozent.
Markus Werz (Leiter Treasury): Und wir waren in der Lage, sehr umfangreich Refinanzierungsmittel einzusammeln. Denn Kreditgeschäft bzw. ein Wachstum im Kreditgeschäft ist nur möglich, wenn davor die Refinanzierungsmittel hereingeholt werden können. Daher haben wir uns sehr stark bei Einlagen von Privatkunden engagiert. Unterm Strich konnten wir mehrere Milliarden Euro einsammeln. Das ist schon eine echte Hausnummer. Unsere Marke ist in der Öffentlichkeit viel bekannter geworden. Der Name Creditplus war in Deutschland in aller Munde. Aber auch innerhalb der Crédit Agricole Gruppe, der weltweit führenden genossenschaftlichen Bankengruppe, hat uns der Erfolg deutlichen Reputationsgewinn gebracht.
Werz: Die Kooperation mit Check 24 und Raisin (u.a. Weltsparen.de) in Verbindung mit unseren sehr attraktiven Zinsen, das hat uns schon sehr viel Aufmerksamkeit und viele neue Kundinnen und Kunden gebracht. Mit vier Prozent Zinsen auf unser Festgeld standen wir als eher kleiner Player in den Rendite-Rankings zeitweise ganz oben.
Frey: Wir sind mit gutem Selbstvertrauen in dieses Jahr gestartet. Wir haben gemerkt, was wir zusammen alles erreichen können. Ich persönlich hoffe auf eine etwas berechenbarere Zukunft mit weniger volatilen Ereignissen. Bei den Zinsen stehen die Zeichen zum Glück auf Entspannung. Die EZB hat die erste Zinssenkung eingeläutet, möglicherweise wird sie in diesem Jahr weitere folgen lassen, immer in Abhängigkeit von der Inflation natürlich. Für die Kundinnen und Kunden wird es wieder etwas günstiger, Geld zu leihen. Und die Einkommen in Deutschland steigen, das gibt etwas Rückenwind.
Werz: Wenn Überraschungen ausbleiben, erwarten wir, dass sich die Refinanzierungskosten wieder normalisieren. Nachdem die Zinskosten lange Zeit nur eine Richtung kannten, und zwar nach oben, ist das schon eine Erleichterung. Aber wir dürfen nicht vergessen, es werden immer noch erbitterte Kriege geführt auf der Welt, es gibt immer noch Sondersituationen, auf deren Entwicklung und Ausgang wir wenig Einfluss haben und die sich aber unmittelbar auf die wirtschaftlichen Entwicklungen und damit auch auf die Zinsentwicklung auswirken können.
Frey: Die Kundinnen und Kunden sind insgesamt zurückhaltender geworden, die Inflation belastet die Haushaltskasse, die Spritpreise sind immer noch relativ hoch. Viele Deutsche arbeiten im Homeoffice, statt ins Büro zu fahren. All das sind limitierende Faktoren – auch für den Autokauf. Ersatz- oder Neuanschaffungen werden gründlicher überlegt und abgewogen. Bei Krediten schauen die Menschen zweimal hin, ob und wofür sie Geld aufnehmen. Das Thema bezahlbare Mobilität bleibt wichtig. Die Kundinnen und Kunden wünschen sich einfache und schnelle Lösungen. Aktuell sind kleinere Modelle gefragt. Mit unserem Kooperationspartner Suzuki und den sparsamen Antrieben sind wir gut aufgestellt. Die Autohändler bestätigen den eben angesprochenen Trend. Sie beobachten eine leichte Belebung der Geschäfte.
Frey: Wir betreuen eine sehr heterogene Händlerschaft – vom kleinen Familienbetrieb bis hin zum Großunternehmen mit mehreren Hundert Millionen Euro Umsatz. Was aber alle vereint, ist die Sorge um die gigantische Umwälzung im Markt hin zur Elektromobilität. Das stellt die Händler wirklich vor große Herausforderungen – und wenn dann noch der Gesetzgeber von einem Tag auf den anderen die Prämien für E-Autos streicht, dann führt das natürlich zu enormer Verunsicherung. Wie geht’s jetzt weiter, wie entwickelt sich die Nachfrage? Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch der Gebrauchtwagenmarkt abgekühlt hat, der aufgrund von Lieferengpässen und Co in den Jahren zuvor wunderbar funktioniert hat, wo gutes Geld verdient wurde.
Werz: Wir wollen mit unserem Festgeldangebot auch in anderen europäischen Ländern starten – angefangen mit Österreich im zweiten Halbjahr 2024.
Frey: Tatsächlich stellen Kundinnen und Kunden immer öfter die Fragen: Wie seid ihr positioniert? Was macht ihr in Sachen Nachhaltigkeit? Dazu entwickeln wir spezielle Produkte.
Werz: Wir wollen beispielsweise ein nachhaltiges Anlageprodukt auf den Markt bringen, bei dem sich die Endkundinnen und Endkunden sicher sein können, dass ihre Einlagen gezielt für die Finanzierung nachhaltiger Produkte verwendet werden, wie etwa das E-Auto.
Werz: Die Entwicklung neuer Produkte kostet Geld, es braucht Zeit, sie im Markt zu implementieren. Wir arbeiten engagiert daran, unsere Produktpalette unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu erweitern. Unser Ziel ist es, sowohl die Energieeffizienz des Wohnens als auch die Umweltfreundlichkeit der Automobilität unserer Kundinnen und Kunden nachhaltig zu verbessern. Wir wollen nicht nur „irgendein grünes“ Produkt auf den Markt bringen, sondern wir wollen uns insgesamt gesellschaftlich engagieren. Das ist uns wichtig …
Frey: … und motiviert uns bei unserer täglichen Arbeit.